Der französische Anbieter Blade bietet mit seinem Angebot Shadow einen vermeindlichen Gaming Rechner für Gelegenheitsgamer bzw. Leute mit begrenzten Hardwaremöglichkeiten in der Cloud an. Diesen Dienst habe ich mir in den letzten Tagen etwas genauer angeschaut.

Ausgestattet ist der PC mit 12GB DDR4 RAM, einer Intel Xenon CPU mit 8 dedizierten Threads, 256 GB Festplattenspeicher und einer NVIDIA GeForce GTX 1080 Grafikkarte. Mit diesen Hardwarekomponenten sollten aktuelle Spiele problemlos spielbar sein.

Technik / Hardware

Technisch gesehen handelt es sich bei den PCs um virtuelle Maschinen, die auf einem QEMU Hypervisor laufen. Die NVIDIA GeForce GTX 1080 wird dabei dediziert vom Host an eine VM durchgereicht. Als CPU kommt bei der von mir getesteten VM ein Intel(R) Xeon(R) CPU E5-2620 v4 Prozessor mit einer Taktrate von 2.1GHz zum Einsatz.

Die Hardware wird aktuell in Equinix und Telehouse Rechenzentren in Paris betrieben, ein Standort in Amsterdam ist aktuell in Planung.

Netzwerkseitig betreibt Blade ein eigenes Autonomes System und ist direkt an BSO, LEVEL3, TELIA, COMCAST und ACORUS Networks in Frankreich angebunden.

Client

Der Zugriff auf die VM erfolgt mit einem eigenen Client, der aktuell für Windows, Mac und Android verfügbar ist. Die Einstellmöglichkeiten sind relativ begrenzt und die Qualität des übertragenen Bildes ist dabei sehr stark von der gewählten und verfügbaren Bandbreite abhängig.

Shadow Client – Settings

Als Video-Codec wird ein Eigenentwicklung mit dem Namen Ocapture verwendet, die auf den Codecs H.264 und H.265 basiert. Eine Bildschirmauflösung von 1080p sowie 4K ist möglich.

Erster Start

Nach dem ersten Start der der virtuellen Maschine wird man von einem Windows 10 Installationsbildschirm begrüßt, die Auswahl von verschiedensten Sprachdateien ist dabei möglich. Ist der Dialog abgeschlossen, landet man direkt auf dem gebrandeten Windows Desktop. Software ist zu diesem Zeitpunkt keine installiert, Spiele müssen über den eigenen Steam Account (oder ähnliches) nachträglich installiert werden. Das Einlegen einer CD oder DVD ist ohne Emulator nicht möglich.

Shadow – Desktop

Latenz

Bei gestreamten Desktops ist das Thema Latenz sehr kritisch. Netzwerkseitig konnte ich zwischen meinem Heimrouter (Telekom DSL) und der VM eine durchschnittliche Latenz von 19ms messen, welche auch zu Stoßzeiten in den Abendstunden sehr konstant blieb. Auf dem Windows Desktop fällt diese Latenz durchaus auf, InGame konnte ich allerdings keine großen Einschränkungen feststellen.

Mit der Inbetriebnahme eines weiteren Rechenztrums in Amsterdam sollten sich die Latenzen mittelfristig noch etwas verbessern, ein genaues Datum der steht bisher noch nicht fest.

Benchmark

Neben einem allaround Benchmark (PCMark 10) und einem Grafikbenchmark (FarCry 5) habe ich die VM auch mit ein Diskbenchmark (ATTO Disk Benchmark) unter die Lupe genommen.

PCMark 10

Im Test der PCMark 10 Suite werden verschiedenste Standardfunktionen wie Starts von Anwendungen, Verarbeitung von Tabellen aber auch das Berechnen und Anzeigen von Videos bewertet. Die VM hat in diesem Benchmark einen Score von 3237 erreicht. Das Ergebnis des Benchmarks kann hier online eingesehen werden.

FarCry 5

Testweise habe ich das Benchmark in FarCry 5 auf Hohen Grafikeinstellungen bei einer Auflösung von 1080p laufen lassen. Die durchschnittliche Framerate lag dabei bei 47 FPS, die minimale Rate bei 36 FPS.

Shadow – Benchmark – FarCry 5 – Frameraten

Im Graph lassen sich Szenen mit hohem Detailgrad sehr gut erkennen, hier bricht die Framerate entsprechend ein.

Shadow – Benchmark – FarCry 5 – Frameraten – Graph

Bei diesem Benchmark ist zu beachten, dass die gemessenen Werte die lokalen FPS der VM und nicht die FPS des Streams betrachtet. Die Qualität des Streams wird maßgeblich durch die Bandbreite, Paketverluste und den Codec begrenzt.

Teilweise konnte ich Kompressionsartefakte und unscharfe Stellen wahrnehmen, die Grafikqualität ist allerdings deutlich besser als auf einem Intel NUC Skull Canyon mit eingebaute Grafikkarte.

ATTO Disk Benchmark

Neben dem Grafikbenchmark habe ich mich auch den Disk I/Os gewidmet, welche mir während der Installation von Spielen via Steam direkt etwas negativ aufgefallen sind. Der Prozess der Reservierung des Festplattenspeichers, welcher beider Installation von Spielen über Steam zu beginn ausgeführt wird, hat erstaunlich lange gedauert (bei GTA 5 mit rund 80GB über 10 Minuten). Ich gehe davor davon aus, dass bei den VMs keine SSD als Speicher zum Einsatz kommen.

Es wird im Angebot an keiner Stelle der Einsatz von SSDs / NVMe SSDs als Datenspeicher beworben, sodass die Verwendung von HDDs aus kaufmännischer Sicht absolut unproblematisch ist!

Die Leserate liegen bei Blöcken über 32KB bis 64MB bei konstanten 500 MB/s. Die Schreibrate hingegen liegt zwischen 32KB bis 2MB großen Blöcken bei rund 100 MB/s und fällt dann bis auf 60 MB/s ab.

Shadow – Benchmark – ATTO Disk – Graph

Im Vergleich die Messergebnisse einer NVME SSD.

Shadow – Benchmark – ATTO Disk – Vergleich NVMe SSD

Einstellungen:

Direct I/O aktiv
Overlapped I/O
Transfer Size: 512 B - 64 MB
Total Lenght: 256 MB
Queue Depth: 8

Fazit

Das Angebot von Blade lässt sich durchaus zum Zocken verwenden. Gerade für Gelegenheitsspieler, für die geringe Latenzen kein Problem sind, kann das Angebot durchaus interessant sein. Auch für Spieler, die auf dem Mac unterwegs sind, kann sich das Angebot lohnen. Ein flüssiger Wechsel zwischen Mac OS und Windows ist problemlos möglich!

Im Test ist mir lediglich das Thema Disk Performance negativ aufgefallen. Dadurch kann die Installation von Spielen durchaus etwas träge sein. InGame hat mich diese Einschränkung allerdings nicht betroffen.